09.11.2018
100 Jahre Frauenwahlrecht
Jung: Ein Meilenstein in der Demokratie
Am kommenden Montag (12. November 2018) jährt sich die Einführung des Frauenwahlrechts zum 100. Mal. Dazu erklärte heute (Freitag) Landtagsvizepräsidentin Margit Jung vorab in Erfurt:
„Es ist erst 100 Jahre her, dass Frauen dieses so elementare Grundrecht in Deutschland durchsetzen konnten. Ein Meilenstein, aber längst noch keine wirkliche Gleichberechtigung. Viele Rechte haben sich engagierte Frauen in den letzten 100 Jahren erkämpft, so manches freilich ist bis heute Wunschdenken geblieben – wie etwa gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Es ging um mehr als das aktive und passive Wahlrecht. Erkämpft wurde das Recht zur Mitwirkung und Mitgestaltung in allen Lebensbereichen, ein entscheidender Durchbruch. Heute brauchen wir neue Maßnahmen, um mehr Gleichberechtigung demokratisch zu leben. Heute wählen wir Frauen selbstverständlich: Nicht nur unser Parlament, sondern auch unseren Lebensentwurf. Dabei verdienen wir nicht nur praktische Unterstützung, gerade was die Vereinbarung von Familie und Beruf angeht. Sondern wir verdienen auch Respekt, egal wie wir uns entscheiden.
Bis heute bietet das Stimmrecht Frauen in Deutschland ein hervorragendes Werkzeug, ihren Interessen Gehör zu verschaffen – wenn sie es nutzen, um fortschrittlichen und geschlechtergerechten Ideen zu politischen Mehrheiten zu verhelfen.
100 Jahre Frauenwahlrecht können nur als Ansporn dienen, den Kampf für eine tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter weiter zu führen.“
Hintergrund:
Am 12. November 1918 verkündet der Rat der Volksbeauftragten in seinem Aufruf „An das deutsche Volk“: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht auf Grund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“ Damit erlangt das Wahlrecht für Frauen in Deutschland erstmals Gesetzeskraft. Quelle: Deutscher Bundestag.
Als erstes Land weltweit gewährte Südaustralien 1894 das allgemeine aktive und passive Wahlrecht. Im Jahr 1906 kam Finnland als erstes europäisches Land hinzu. 1918 gaben neben Deutschland auch Österreich, Polen und Russland ihre Zustimmung zum Frauenwahlrecht.
Der Freistaat Thüringen belegt mit einem aktuellen Frauenanteil von 40.6 Prozent im Landtag eine Spitzenposition in Deutschland. Von 91 Abgeordneten sind 37 Parlamentarier Frauen. (Stand: November 2018).