Zum Gedenken an Jürgen Fuchs
Gedenken an Autor und DDR-Bürgerrechtler Jürgen Fuchs
Landtagpräsident Dr. Thadäus König: „Leuchtfigur der Opposition“
Mit einem Festakt gedachte der Thüringer Landtag am Dienstag (16. Dezember) des 1999 verstorbenen Schriftstellers und DDR-Bürgerrechtlers Jürgen Fuchs, der am 19. Dezember 75 Jahre alt geworden wäre. Landtagspräsident Dr. Thadäus König und der Thüringer Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi, hielten Grußworte. Festredner war der Schriftsteller und Publizist Marko Martin. Gerahmt wird die Veranstaltung durch den Erfurter Liedermacher Gerd Krambehr und szenischen Lesungen des Theaters Altenburg-Gera aus dem Werk von Jürgen Fuchs.
Dr. Thadäus König: „Mit der Gedenkstunde im Landtag erinnern wir an den Lyriker und Schriftsteller Jürgen Fuchs, dessen Texte das DDR-Regime so fürchtete, dass seine Agenten ihm selbst in der Bundesrepublik noch nach dem Leben trachteten; an einen Dissidenten, der auch im vereinten Deutschland nicht aufhörte, den Finger in die Wunde zu legen und der nach schwerer Krankheit viel zu früh starb.“
„In seinem Schreiben versuchte Fuchs ein Leben lang, dem Anpassungsdruck seiner Umgebung mit Wahrhaftigkeit zu begegnen. Mit seiner präzisen, klaren Sprache wurde er zu einer Leuchtfigur für die Opposition in der DDR, geriet aber auch in den Fokus der Staatssicherheit“, so Dr. König weiter. „Jürgen Fuchs war für die Herrschenden in der DDR ein unbequemer Zeuge seiner Zeit. Einer, der hinsah, wo andere wegschauten, der benannte, was verschleiert werden sollte. Seine Gedichte, seine Aufzeichnungen und Berichte sind Zeugnisse eines Systems, das aus Überwachung, Einschüchterung und systematischer Zerstörung menschlicher Integrität bestand. Seit 2002 trägt die Straße vor dem Haupteingang des Landtags deshalb seinen Namen – zur Mahnung und als Zeichen der Verantwortung.“
Die Veranstaltung ist der Mediathek abrufbar.
Hintergrund:
Jürgen Fuchs (1950-1999) zählt zu den bekanntesten Bürgerrechtlern der DDR. Bereits als Jugendlicher geriet er aufgrund seiner Sympathie für den Prager Frühling 1968 mit dem SED-Regime in Konflikt. Nach einem Studium der Sozialpsychologie in Jena veröffentlichte er staatskritische Texte, in denen er besonders das Ministerium für Staatssicherheit und dessen menschenverachtenden Überwachungsmethoden anprangerte. Wegen seiner Kritik an der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 kam er neun Monate in Haft und wurde 1977 zur Ausreise in die Bundesrepublik gezwungen. Nach der Wiedervereinigung kämpfte Fuchs unermüdlich für die Aufarbeitung der Stasi-Verbrechen und die Anerkennung gesundheitlicher Schäden ehemaliger Häftlinge. Er starb am 9. Mai 1999 im Alter von nur 48 Jahren. Er hinterließ eine Frau und drei Kinder.

Zum Gedenken an Jürgen Fuchs
16.12.2025 19 Bilder
Fotos: © Christian Fischer
Titelfoto: B. Markowski


















