
23.09.2019
Achava-Schülerforum im Landtag
300 Schüler zu Workshops, Kunst und Musik im Parlament
Vizepräsidentin Margit Jung eröffnete heute (Montag) das 2. Achava-Schülerforum im Thüringer Landtag mit einer Ansprache im Plenarsaal. Die knapp 300 Schülerinnen und Schülern rief Vizepräsidentin Jung dazu auf, Mitmenschlichkeit und Toleranz zu leben. Zudem sprachen Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaats Thüringen, Naftali Fürst, Holocaustüberlebender des KZ-Buchenwald, Juri Goldstein, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde, sowie Achava-Intendant Martin Kranz.
Im Mittelpunkt des interkulturellen Dialogs im Landtag stehen Workshops, die sich mit Themen wie Diskriminierung, Antisemitismus oder dem Nahost-Konflikt auseinandersetzen. Das Schülerforum im Landtag ist Teil der 5. Achava-Festspiele (19. bis 30. September 2019). Für die musikalische Umrahmung sorgten die Musiker des Projekts „Thüringer Bach Collegium meets Helmut Eisel“, die Stücke und Medleys zwischen Johann Sebastian Bach und Jiddischem Klezmer vorstellten. Landtagspräsidentin Birgit Diezel ist Schirmherrin der Veranstaltung.
Vizepräsidentin Jung zeigte sich erfreut über die Gäste des Schülerforums, u.a. über die „Referenten, Künstler und Musiker, die heute den Tag bunt und abwechslungsreich gestalten. Im Mittelpunkt von Achava steht die Begegnung, das Kennenlernen, der Austausch zwischen den Menschen, zwischen den Religionen und zwischen den Generationen“, sagte Jung, die die große Teilnahme und das Interesse der Kinder und Jugendlichen an diesem interkulturellen Schülerforum begrüßte.
Hintergrund:
Die Workshops finden neben dem Landtag auch in Schulen in Erfurt, Eisenach und Weimar statt. Sie sind ein Teil des Programms der Achava-Festspiel-Woche (www.achava-festspiele.de).
Die Organisatoren der 5. Achava Festspiele, Angelika Kranz und Intendant Martin Kranz, haben für die Workshops im Landtag namhafte Gäste und Referenten aus ganz Deutschland engagiert, u.a. den Holocaustüberlebenden Naftali Fürst, den Konzertmeister der Weimarer Staatskapelle Gernot Süßmuth und die jüdische Malerin Ruth Horam.

Achava-Schülerforum im Landtag 2019
23.09.2019 72 Bilder
Die Decke (Übersetzung aus dem Hebräischen)
Ich schlummere zufrieden vor mich hin,
in meinem großen, breiten Bett
eingehüllt in eine Decke, warm und leicht.
Die Kissen voll und flauschig, die Laken sauber,
ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit.Eine Erinnerung schoss durch meine Gedanken
und unterbricht den Moment des Wohlgefühls,
zieht meine Gedanken in die Vergangenheit zurück
und löscht in einem Augenblick 66 Jahre eines Lebens.Ich bin dort.
Nächte voller Leid, Kälte und Feuchtigkeit,
viele Menschen auf Hochbetten,
es gibt keine Matratzen und die Bretter sind hart.
Ich habe kein Kissen,
die Decke ist dünn,
die Decke ist kurz,
die Decke stinkt,
und mir ist kalt,
Nacht für Nacht.
Die Menschen um mich herum
leiden, stöhnen, weinen,
einschlafen können sie nicht.Das morgendliche Aufstehen verlief mit Gebrüll und Befehlen,
nicht alle hörten auf die Anweisungen.
Einige träumten, andere litten und schliefen ein,
und ein Teil wachte bis heute nicht auf.Viele Winter sind vergangen,
mein Leben nahm einen anderen Lauf,
doch nie werde ich vergessen,
jene Nächte des Winters 1944 und 45.Mein Bett ist groß und breit,
meine Decke ist leicht und weich.
So liege ich zufrieden, ich fürchte mich nicht.
Ich würdige die Gabe
und sage „Danke“ für das, was ich habe.(Duro) – Naftali Fürst (12.2009)