05.03.2020
Das verschwundene Bildnis
Präsidentin Keller eröffnete Ausstellung zu Ehren Eduard Rosenthals
Landtagspräsidentin Birgit Keller eröffnete heute (5. März) im Thüringer Landtag die Ausstellung „Das verschwundene Bildnis“ zu dem bedeutenden Rechtswissenschaftler und zweimaligen Rektor der Universität Jena Eduard Rosenthal.Wegen seiner umfangreichen Verdienste zu Lebzeiten ließ die Universität von Rosenthal nach dessen Tod ein Rektoren-Porträt vom renommierten Maler Raffael Schuster-Woldan anfertigen.Das verschollene Bildnis Rosenthals wurde 1997 rekonstruiert.
„Eduard Rosenthal gilt zu Recht als ,Vater‘ der Thüringer Verfassung von 1920. Sein Entwurf der Landesverfassung wurde fast unverändert vom damaligen Landtag angenommen“, so Landtagspräsidentin Keller. „Rosenthals jüdische Herkunft und sein Engagement für die Demokratie waren für die Nationalsozialisten Anlass genug, sein Rektoren-Porträt nach ihrer Machtergreifung zu entfernen. Dieses gezielte Vergessen-Machen gehörte zum Wesenskern der menschenverachtenden Ideologie der NS-Diktatur. Umso wichtiger ist es, gerade in diesen Tagen, die Erinnerung an überzeugte Demokratinnen und Demokraten wie Eduard Rosenthal wachzuhalten. Herzlichen Dank den Künstlerinnen und Künstlern, die mit ihren Werken dem Gedenken an Eduard Rosenthal einen großen Dienst erwiesen haben.“
Bis zum 06. April 2020 zeigt die Ausstellung eingereichte Entwürfe eines Wettbewerbs für ein dezentrales Denkmal zu Ehren Rosenthals. Die Bestendteile des Siegerentwurfs werden in Jena, Weimar und am Thüringer Landtag platziert werden.
Der Eröffnung wohnten unter anderem Ministerpräsident Bodo Ramelow, der ehemalige Landtagspräsident und Minister Frank-Michael Pietzsch, Vizepräsident Dirk Bergner, der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Volkhard Knigge, der Thüringer Bürgerbeauftragte Dr. Kurt Herzberg und Abgeordnete bei.
Nach Präsidentin Keller sprachen der Oberbürgermeister der Stadt Jena, Dr. Thomas Nitzsche, sowie der Werkleiter von JenaKultur, Jones Zipf. Das Denkmal zu Ehren Rosenthals war durch die Stadt Jena und die Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgelobt worden.
ein Projekt von JenaKultur in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Die Friedrich-Schiller-Universität Jena besitzt eine ihre über 450-jährige Tradition nachzeichnende Sammlung von Gelehrten- und Rektorenbildnissen — ein Bestand, der in seiner Geschlossenheit in Deutschland nahezu einzigartig ist. Doch in dieser Sammlung gibt es eine bemerkenswerte Leerstelle: Das Porträt Eduard Rosenthals (1853–1926). Der bedeutende Rechtswissenschaftler war zwei Mal Rektor der Universität Jena und engagierte sich auf sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Ebene für die Stadt Jena und das Land Thüringen. So unterstützte er beispielsweise Ernst Abbe bei der Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung, initiierte den Lesehallenverein sowie den Jenaer Kunstverein und war Abgeordneter im Landtag.
Nicht zuletzt gilt er als Vater der ersten demokratischen Verfassung des Freistaats Thüringen. Drei Jahre nach seinem Tod, im Jahr 1929, wurde Eduard Rosenthal vom renommierten Berliner Maler Raffael Schuster-Woldan porträtiert. Doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Bild mit der Begründung, dass Rosenthal Jude und Demokrat war, abgehängt und ist seit dem Ende des Krieges verschwunden. Das Entfernen des Bildes aus der Sammlung ist ein Akt gezielten Vergessen-machens. Auch die Benennung von Straßen in Jena und Weimar kurz nach dem Krieg haben daran nichts geändert: Rosenthal blieb Jahrzehnte lang ein Unbekannter. WER WAR EDUARD ROSENTHAL? Mittlerweile wurde die Villa der Familie als ein kultureller Veranstaltungsort wiederbelebt und die von JenaKultur vergebenen Clara- und-Eduard-Rosenthal-Stipendien erinnern an das kunstsinnige Paar. Auch wurde sein verschollenes Bildnis im Jahr 1997 rekonstruiert. Doch das Geschehene lässt sich nicht rückgängig machen, es kann nur thematisiert und bearbeitet werden. So gilt es, die Leerstelle sichtbar zu machen.
Download
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Einladung zur Ausstellungseröffnung
PDF 1,97 MB - ist nicht barrierefrei
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Flyer der Wanderausstellung »Eduard Rosenthal. Das verschwundene Bildnis«
PDF 2,68 MB - ist nicht barrierefrei
Ausstellungseröffnung "Das verschwundene Bildnis"
05.03.2020 16 Bilder
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