
09.11.2018
Mauerfall vor 29 Jahren
Vizepräsidentin Jung erinnert an 9. November 1989
Zu Beginn der heutigen Plenarsitzung erinnerte Vizepräsidentin Margit Jung an den Mauerfall vom 9. November 1989 mit folgender Vorbemerkung:
„Meine Damen und Herren,
bevor wir heute in die Tagesordnung einsteigen, gestatten Sie mir eine Vorbemerkung:
Heute vor 29 Jahren gegen halb elf Uhr abends öffnete sich am Grenzübergang Bornholmer Straße zwischen den Bezirken Wedding und Prenzlauer Berg der erste Schlagbaum im geteilten Deutschland. Menschen fielen sich vor Freude über dieses unfassbare Glück in die Arme, sie tanzten auf der Berliner Mauer und feierten den freien Grenzübertritt. Es war der vorläufige Höhepunkt der friedlichen Revolution, die von mutigen Bürgerinnen und Bürgern in ihrem unbändigen Drang nach Freiheit und Rechtstaatlichkeit auf die Straße getragen wurde. Fast über Nacht stürzten die Menschen den SED-Staat und brachen auf in eine neue Zukunft.
In dieser Zeit des umfassenden Neuanfangs für unser Land, wurde Altes abgerissen und Neues aufgebaut. Das bedeutete viele Chancen, aber auch Risiken. Einige Fragen blieben in dieser Zeit der rasanten Wiedervereinigung unbeantwortet. Über die Zukunft von sicher geglaubten Karrierechancen und Lebensentwürfen brachen zuerst eine große Ungewissheit und später die Realität herein.
Heute steht unser Land, trotz dieser Startschwierigkeiten, im ostdeutschen Vergleich sehr gut da. Im Beschäftigungsgrad, Verkehrsausbau, im Kulturangebot wie auch im Bildungsniveau hat Thüringen seit dem Mauerfall schnell aufgeholt. Dank der vielen fleißigen Bürgerinnen und Bürger, die mit Entschlossenheit dieses Land wieder aufgebaut haben, können wir heute ohne jeden Zweifel sagen, dass der Aufbruch in eine von Frieden und Freiheit geprägte Zukunft gelungen ist. Widerspruch und Kritik wird nicht wie einst unterdrückt, sondern wird öffentlich ausdiskutiert, in einer freien Presse wie auch hier im frei gewählten Parlament. Hier äußert sich der Wille des Souveräns, hier sitzen wir Abgeordnete in Verantwortung vor den Bürgerinnen und Bürgern und in Verantwortung vor jenen, die im Herbst 1989 für eine Demokratie auf die Straße gegangen sind, die diesen Namen auch verdient.
In Anerkennung und Respekt gedenken wir der Opfer, die für ihren Freiheitsdrang mit dem Leben bezahlen mussten. Gleichsam sind wir all jenen zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet, die diesen Tag mit ihrem Mut und ihrer Durchsetzungskraft möglich machten.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“